Einmal quer durch Deutschland – on Skates
Es ist mal wieder soweit, wir brechen auf zu einem neuen Abenteuer. Diesmal mit Marco, der von seinem Studienort Göttingen gerne nach Hause in die Pfalz auf Skates fahren möchte. Somit haben wir am Samstagmorgen zwei Paar Skates für Marco und Chris und mein Fahrrad in das Cabrio von Marco gepackt, inkl. Gepäck, und sind auf der Autobahn Richtung Norden gefahren. Trotz der Enge sind wir nach gut vier Stunden am Zielort angekommen.
Marco hat uns noch etwas das Städtchen gezeigt, was außerhalb des Semesters und mit Corona fast ausgestorben wirkt. Am Kartoffelhaus haben wir uns für die kommenden Tage gestärkt und haben es dann in Marcos Studentenwohnheim für die Nacht gemütlich gemacht.
Tag 1 – Kassel wir kommen
Das Ziel des ersten Tages war klar ins Auge gefasst. Es soll zum 60km entfernten Kassel gehen. Aber zuvor mussten erstmal die Einzelteile des Fahrrads wieder zu einem rollbaren Untersatz verwandelt werden. Während Chris also schrauben ging, haben Marco und ich noch etwas Gewichtsoptimierung betrieben. Nichts ist schlimmer, als wenn man am Zielort feststellt, dass man die Hälfte hätte zuhause lassen können. Viel blieb letztendlich dann doch nicht in Göttingen zurück und so zogen wir gegen 11 Uhr los zur ersten Etappe. Es war Marcos erste mehrtägige Tour auf Skates. Bislang waren 30-40km seine Wohlfühlbereich auf flacher Strecke gewesen.
Gleich zu Beginn nach Göttingen mussten wir in einem Ort einen Anstieg von 150hm absolvieren, der uns ordentlich ins schwitzen brachte. Oben angekommen machten wir erstmal Pause, um wieder Luft zu holen. Immerhin war das für heute der einzigste ernst zu nehmenden Gegner.
Nach einer gemütlichen Abfahrt durch die Felder ging es im Anschluss nochmal kurz eine Steigung hoch. Diese endete an einem Schotterweg und somit hieß es für die Skater Lambada-Tanz oder Schuhe aus und zu Fuß weiter. Bei Marco hat nach der Hälfte die Vernunft gesiegt und er hat seine Skates eingetauscht. Chris hat in gewohnter Manier dem Terrain getrotzt und ist mit mir als Bremsklotz des Schotterweg runter 😉.
In Hannover-Münden haben wir dann den Fulda Radweg erreicht, nachdem wir noch eine Abfahrt abseits der Schotterpisten genommen haben. An einer Tankstelle haben wir noch schnell Getränkenachschub besorgt und sind dann gut versorgt dem Fluss entlang bis dann Kassel gedüst. Auf Sahneasphalt und leichtem Gegenwind kein Problem. Nur auf den Gegenverkehr inkl. E-Antrieb (E-Bikes) haben wir hier und da etwas aufpassen müssen.
Am Camping angekommen haben die Jungs die Zelte aufgebaut (wir haben mittlerweile ein zweites MSR Zelt als Ersatz bekommen) und ich hab für die Energiezufuhr gesorgt. Es gab Nudeln mit Paprika-Soße und dazu einen Gurkensalat. Zum Nachtisch gab es noch Nussecken von Marco und ein erfrischendes Bad in der Fulda.
Tag 2 – Weiter geht’s nach Süden
Immer dem Motto nach: „Der Sonne hinterher“ sind wir heute den Fulda-Radweg weiter gefolgt. Nach einigen Kilometern hat sich von der Fulda die Eder abgetrennt, der wir dann weiter gefolgt sind.
Zur frühen Mittagszeit haben wir dann ein kleines Café mit Supermarkt angesteuert, wo Chris seinen zweiten Kaffee des Tages bekommen hat und die Jungs ein belegtes Brötchen mit Fleischkäse bekommen haben. Hier muss man schon etwas mit dem Dialekt aufpassen, da hier so etwas mit „Weck mit Fläschkääs“ nicht bekannt ist.
Nach dem Stop liefen die Rollen wieder wie geschmiert bei den Jungs, nur die Schultern wurden länger und länger von der Last der Rucksäcke. Was soll da nur ein Fahrrad sagen, wenn man es den fragen würde? Es wird getreten und getreten und dann schleppt es auch noch 35 bis 40kg durch die Gegend. Dann kommt da von Zeit zu Zeit auch noch Wasser drauf… ein Witz so ein Rucksack ;-).
Mit ein wenig Pech haben wir in Borken nicht viel zu Essen zu gefunden und sind über einen Imbiss Supermarkt hergefallen. Das Ende von Lied war, das wir zum Großteil mit Ranzenreißen zum nächsten Camping gefahren sind. Zusätzlich waren die letzten Meter etwas beschwerlich, weil aus Asphalt grober, fester Schotter wurde. Marco hat beschlossen seine Füße in ursprünglicher Form zu nutzen, während Chris mein Rad ins Schwanken brachte als ich ihn durch den Kies zog. Wem er die Wahl hat, dann würde er immer die Skates vorziehen.
Am Camping angekommen waren wir vor verschlossen Türen, aber es gab ja Klingeln. Kurz darauf meldete sich der Platzwart und meinte er könne uns heute nicht mehr weiterhelfen. Chris und ich schauten uns missverstanden an. Nach ein paar Diskussionen, dass wir hier nicht mit dem Auto sind, sondern mit eigener Muskelkraft unterwegs sind, hat er uns dann reingelassen. Bezahlen konnten wir dann am nächsten Tag.
Den Abend haben wir bei Abendsonne und leichten Regen ausklingen lassen bei einer Scheibe Brot aus Borken :-D.
Tag 3 – Auf und ab
Heutiges Tagesziel war Marburg und die Strecke verlief zum Großteil eben an der Lahn entlang. Zunächst mussten wir aber erst diesen Fluss erreichen und dafür sind wir bis nach Schwalmstadt über ein paar Anhöhen gefahren. In einem kleinen Dorf neben einer Pferdekoppel musste die Skate-Schiene von Marco nochmal nachgezogen werden. Ich nutzte die Gelegenheit um die Pferde mit den heruntergefallenen Birnen zu Füttern und hab kurzerhand zwei ordentliche Stromschläge vom Zaun einstecken müssen. Mit bizzelnden Armen bin ich dann zurück zu den Jungs und haben unsere Tour fortgesetzt.
In Schwalmstadt gab es dann als Energieschub für die verbleibenden 25km ein Eis für jeden und drei neue Boxershorts für Chris, weil er eine verloren hatte. Wohl gestärkt und ausgestattet haben wir dann den Lahn-Radweg gerockt. Ich habe Marco in meinen Windschatten genommen und Chris hat den Guide gespielt oder hat sich ebenfalls in meinem Windschatten versteckt. Auf alle Fälle ging es es mit ein ordentlichen Tempo voran, vorbei an saftigen Wiesen und dem restlichen radelnden Volk.
Kurz vor unserer nächtlichen Platz haben wir uns von Chris getrennt, da er für uns alle Pizza holte. Es war uns nicht möglich ihn heute zum Laufen zu bewegen und Marco wollte nicht noch länger auf den Rollen verbringen. So haben Marco und ich bei Camping Lahnblick eingecheckt, wo Corona noch sehr präsent war und haben die Zelte aufgebaut. Sichtlich erschöpft haben die Herren ihre Pizzen gegessen. Ich bin danach nochmal zu einem Supermarkt gefahren, um Nachtisch und den Proviant für den nächsten Tag zu besorgen. Als ich mit dem Pudding zurückkam, sind die hungrigen Mäuler darüber hergefallen. Scheint so als hätten die Herren richtig Hunger gehabt.
Tag 4 – Bergetappe
Heute stand bereits morgens fest, dass es eine harte Etappe geben wird. Aber zum Einrollen gab es erstmal noch leichte Kost in Form des Lahnradwegs. Da die Knochen noch müde waren, sind wir aber erst spät losgekommen und Geschwindigkeit ließ sich auch nicht nicht so recht aufbauen. Vorbei an Weimar und Lollar haben wir dann erst in Gießen unserer Mittagspause im Park eingelegt. Es gab Brot mit Belag nach Wunsch und was wir sonst noch so in den Taschen gefunden haben (Nüsse, Apfelringe, Müsliriegel, etc.)
Daraufhin ging es dann weiter bis nach Butzbach, wo Chris einen sportlich aussehenden Anwohner nach dem besten Weg zum Waldcamping gefragt hatte. Dessen Route ist 5km länger, dafür ersparte sie uns aber 150hm, womit wir nur noch 350hm zu überwinden hatten. Weder Komott noch Maps haben diese Route vorgeschlagen.
Bevor wir diese in Angriff nahmen, sind wir noch etwas zum Abendessen einkaufen gegangen und Wasser (ganz wichtig!). An der Usa entlang sind wir dann auf die Nebenstraße nach Wernborn abgebogen. Ab hier ging es nur noch bergauf… bedingungslos und hart haben wir Meter um Meter gut gemacht. Allmählich setzte die Dämmerung ein und Eschbach kam in Sicht. Hier musste wir nur noch durch und die letzte 50hm zum Camping erklettern. Geben 9 Uhr, unserer bisher spätesten Ankunftszeit, wurden uns der Sonnenhügel als Platz zugewiesen. Der Platzwart war erstaunt über das Fortbewegungsmittel von Marco und Chris. Er meinte hier kommen immer verrücktere Leute an. Zuletzt sind ein paar Männer nach einem 100 km Marsch bei ihm aufgeschlagen, nachdem sie in der Früh bei Dämmerung gestartet waren. So verrückt muss man erstmal sein… 100km an einem Tag zu Fuß 🙃🙄.
Nachdem unsere Zelte standen und ich geduscht war, habe ich bei Vollmondschein ein schnelles Reisgerichte gezaubert. Die hungrigen Wölfe sind direkt darüber gestürzt und sind anschließend zufrieden und müde in ihren Zelten eingeschlafen.